Desinfektionswahn im Supermarkt?

im Supermarkt | © panthermedia.net / Arne Trautmann

Heute habe ich zufällig im Internet einen Artikel der Osnabrücker Zeitung gefunden, in dem von einem Hygienesystem (der Hersteller nennt es O-Clean) für die Griffe von Einkaufswagen die Rede ist.

Schlitten desinfiziert

Als große Neuerung wird hier ein kleiner Schlitten beschrieben, der um den Griff eines Einkaufswagens herum montiert wird und der sich von links nach rechts und zurück bewegen lässt. Durch diese Bewegung wird gleichzeitig ein Flies mit Desinfektionsmittel über den Griff des Einkaufswagens hin- und her geschoben, was den Giff desinfizieren soll. Die Desinfektionsflüssigkeit soll für ein Jahr ausreichend sein, danach müsste das Innenleben gewechselt werden.

Gemäß des verlinkten Artikels sind die Vorbestellungen bereits recht hoch und die Händler sind begeistert. Denn laut diverser Studien ist die Anzahl von Keimen auf dem Griff eines Einkaufswagens höher, als zum Beispiel auf einem Toilettensitz.

Was unserer Meinung nach aber auch kein Wunder ist, denn wie sollen auf einen Toilettensitz denn viele verschiedene Keime kommen? Der Mensch hat schließlich Kleidung an und der Po kommt gar nicht mit anderen Keimen in Berührung. Ganz anders aber verhält es sich zum Beispiel mit einer simplen Türklinke. Hier sind ebenfalls deutlich mehr Keime, als auf einem Toilettensitz. Aber desinfizieren Sie deshalb zu Hause ihrer Türklinken regelmäßig?

Wirklich sinnvoll?

Wir haben uns einmal über Desinfektionsmittel und deren Wirkung, sowie auch über das einfache Händewaschen informiert. Unser Schluss ist, dass es sich eher um ein Produkt handelt, welches dem Nutzer (hier: Kunde des Supermarkts) ein gutes Gefühl vermittelt, als das es wirklich viel bewirkt.

Da ist zunächst einmal die Tatsache, dass die meisten Desinfektionsmittel in der Regel mindestens 30 Sekunden, bis hin zu 60 Sekunden, einwirken müssen, bevor sie abgewischt werden dürfen. Da stellen wir uns doch die Frage, wie viele Kunden tatsächlich mindestens 30 Sekunden warten, bevor sie den Griff des Einkaufswagens berühren. Mangels Wissen vermutlich keine 5%.

Auf unserer Recherche (so z.B. hier) haben wir weiterhin herausgefunden, dass in den allermeisten Fällen das einfache Händewaschen ausreicht, solange man dies richtig tut. Ausnahmen gibt es natürlich. So zum Beispiel im Krankenhaus, wo Desinfektion wirklich Sinn macht. Oder auch bei der Pflege von kranken Menschen oder altersbedingt für Krankheit anfälligen Menschen.

Wie geht richtiges Händewaschen?

Richtiges Händewaschen lernen wir schon im Kindesalter. Rund 30 Sekunden sollte das Händewaschen schon dauern. Mit richtigem Einseifen und Verreiben der Seife, bis es schäumt. Zwischen den Fingern und auf den Fingerkuppen und Nagelbetten finden sich übrigens in der Regel viele Keime. Auch das Abspülen sollte gründlich erfolgen.

Übrigens ist heißes Wasser beim Händewaschen gar nicht nötig, sondern zerstört sogar den natürlichen Säureschutzmantel der Haut. Viel besser ist also lauwarmes Wasser.

Wann sollte man Händewaschen?

Auch wann man sich die Hände waschen sollte, ist recht einfach. Nach jedem Toilettengang sollte das Händewaschen selbstverständlich sein. Darüber hinaus nach dem Umgang mit rohen Speisen, wie z.B. Fleisch oder Eiern. Wenn man von draußen hereinkommt ist Händewaschen immer sinnvoll und auch, wenn man z.B. niesen musste oder gehustet hat.

Wer besonders anfällig ist (chronisch Kranke oder ältere Personen mit schwachem Immunsystem) kann auch ein Handdesinfektionsmittel benutzen. Für alle anderen ist dies nicht nötig.

Fazit

Handdesinfektion im Supermarkt ist sicherlich ein schöner Werbegag und vermittelt dem einen oder anderen Kunden ein gutes Gefühl. Viel wichtiger ist jedoch, sich draußen nicht unbedingt ins Gesicht zu fassen und am Ende des Einkaufs zu Hause die Hände gründlich zu waschen.